Nach rund 18 Monaten Ausbildung bei IVAM war mein Arbeitsalltag in der Geschäftsstelle schon ziemlich routiniert. Ich hatte mich sehr gut ins Team eingefunden, kannte meine täglichen Aufgaben und freute mich auf das Umsetzen von verschiedenen Veranstaltungen.
Was zu Anfang noch neu und ungewohnt für mich war, hatte ich lieb gewonnen – den Arbeitstag im Büro, das Zusammenkommen mit dem Team, die Einsätze live vor Ort auf Messen, Workshops und Konferenzen – und natürlich den Smalltalk in der Kaffeeküche oder auf dem Flur.
Mit dem Ausbruch des Coronavirus in Wuhan hätte ich niemals gedacht, dass ich in irgendeiner Weise mit dem Virus in Verbindung kommen würde – China liegt schließlich auf der anderen Seite der Welt.
Dann ging alles aber schneller als gedacht. Binnen weniger Wochen die ersten Fälle in Deutschland. Schnell traf es dann auch Dortmund und NRW wurde zum deutschen Epizentrum des Virus. Mit steigenden Infektionszahlen folgte dann auch der totale Umbruch meines Ausbildungsalltags.
Zum Glück hat es bislang noch niemanden aus unserem Team erwischt. Und um das auch möglichst lange so beizubehalten, setzten wir kurzerhand auf weitestgehende Verlagerung des Arbeitsalltags in das Home Office. Für mich eine ganz neue Welt, die sich im ersten Moment gar nicht mal so schlecht anhörte. Da ich täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren musste, war ich sehr froh, nicht mehr die überfüllten U-Bahnen nutzen zu müssen.
Mein Büro war jetzt nicht mehr im Technologiezentrum Dortmund, sondern plötzlich an meinem Schreibtisch in meinen eigenen vier Wänden. Da auch das Unternehmen, in dem meine Freundin arbeitet, den Umstieg auf das Home Office beschlossen hat, mussten wir uns zuhause nun wirklich gut organisieren.
Zeitgleich mit der Umstellung aufs Home Office bekamen wir dann auch die Nachricht von der Berufsschule: kein Unterricht mehr bis auf unbestimmte Zeit. Spätestens jetzt war der Punkt erreicht, an dem ich begann mir ernsthafte Gedanken zu machen:
Wie soll ich denn jetzt den ganzen Schulstoff erhalten und lernen, und wie sieht überhaupt mein weiterer Schulalltag aus? Die Kommunikation mit den Lehrkräften war eher durchwachsen, was aber hauptsächlich daran lag, dass diese genau so wenig wie wir wussten, wie es nun weitergeht.
Schnell konnte dann aber eine Übergangslösung gefunden werden: eine Online-Plattform auf der wir Aufgaben mit den Lehrkräften austauschen konnten. Es wurde uns auch angeboten, Rückfragen neben dem Weg der E-Mail auch per Telefon stellen zu können.
Eine erste große Hürde war also schon einmal genommen. Das sogenannte „Home Schooling“ verlangte aber ein wirklich großes Maß an Zeitmanagement, Disziplin und Selbstorganisation - genauso wie das Home Office.
Meine Aufgaben blieben in ähnlicher Form bestehen. Durch behördliche Bestimmungen mussten natürlich auch wir die Veranstaltungen und Messen der nächsten Monate verschieben, verändern und neu planen, was zu allererst einen großen Verwaltungsaufwand bedeutete. Da wir uns dazu innerhalb und außerhalb des Teams natürlich auch austauschen mussten, war das Wort „Digitalisierung“ ein Begriff, der in den nächsten Wochen für mich immer mehr an Wichtigkeit erlangte.
Wahrscheinlich wäre ich ohne die Krise nicht in diesem Maße mit dem Thema Digitalisierung in Berührung gekommen, was ich als durchaus positiv ansehe.
Wir starteten damit, teaminterne Besprechungen über Plattformen wie Zoom und Google Meet abzuhalten, was nach ein wenig Übung auch sehr gut funktionierte. Auch die Kommunikation mit meiner Ausbilderin funktionierte besser als gedacht. Die Nutzung solcher Tools und das Arbeiten von Zuhause wurden für mich schnell zum Alltag und ich konnte an dieser Stelle schon behaupten, dass die Qualität meiner Ausbildung nicht negativ beeinflusst wurde.
Im Laufe der Zeit lernte ich dann noch andere spannende Konzepte kennen. Ich nahm an Webinaren teil, organisierte selbst ein Unternehmertreffen in digitaler Form und besuchte sogar zwei virtuelle Messen. Das sind genau die Erfahrungen, die ich ohne die Krise wahrscheinlich nicht erlebt hätte.
Natürlich gibt es neben den erfolgreich gemeisterten Herausforderungen auch negative Aspekte: Dinge, die ich vermisse und lieber wieder so umsetzen würde wie früher. Digitale Veranstaltungen sind natürlich eine wundervolle Alternative, können jedoch Präsenzveranstaltungen niemals völlig ersetzen.
Als angehender Veranstaltungskaufmann sehe ich, dass die Qualität des Networkings einer Online-Veranstaltung bei weiten nicht so ausgiebig und ergebnisreich ist, wie die einer Präsenzveranstaltung. Als Veranstaltungs-Azubi in Coronazeiten fehlt mir insbesondere der direkte Austausch mit Menschen. Momentan findet das weitestgehend nur per E-Mail-Kontakt oder Telefonaten statt. Insbesondere der persönliche Kontakt vor Ort ist ein Aspekt, der für mich ganz besonders wichtig bei der Auswahl meiner Ausbildung gewesen ist.
Wann das, wie gewohnt, wieder im Rahmen einer richtigen Veranstaltung möglich ist, kann man zur Zeit leider nur vermuten.
Genau dieser Unsicherheitsfaktor ist ein großes Thema in der ganzen Veranstaltungsbranche. Viele Unternehmen meiner Schulkolleginnen und -kollegen leiden sehr unter der herrschenden Krise. Die meisten arbeiten in dem für den Veranstaltungsbereich sehr typischen B2C-Bereich, sie organisieren also Partys, Konzerte, Festivals oder andere ähnliche Freizeit-Festivitäten. Sie können alle im Moment, wenn überhaupt, nur sehr, sehr eingeschränkt arbeiten.
Nicht ein einziges Unternehmen unserer Schulklasse ist von der Kurzarbeit komplett verschont geblieben, was bei uns Azubis großes Bedenken auslöst.
Diese Frage können uns weder die potenziellen Arbeitgeber noch wir uns selbst beantworten. Niemand kann sagen, wann die behördlichen Beschränkungen gelockert werden, ob es eine zweite große Infektionswelle gibt und wie lange die Krise anhalten wird. Somit kann leider nur in die Zukunft spekuliert und gehofft werden, dass sich die Lage des Arbeitsmarktes innerhalb der Veranstaltungsbranche wieder beruhigt.
Ich werde meine Ausbildung bei IVAM nach verkürzter Zeit im Februar 2021 beenden. Im Moment ist schon abzusehen, dass es eine große Herausforderung werden wird, einen Job im Anschluss zu finden.
Aktuell überhaupt nicht absehen zu können, wie es nach der Ausbildung weitergehen kann, bereitet mir schon sehr große Sorgen.
Da ich als Auszubildender bei IVAM, im Gegensatz zu vielen Mitschülern, im B2B-Bereich tätig bin, habe ich einige Arbeitsbereiche bespielt und Erfahrungen gesammelt, die anderen Auszubildenden in dem Maße nicht zugänglich waren. Ebenso nehme ich wahr, dass die Einschränkungen der Behörden im Bereich geschäftlicher Veranstaltungen nun eher gelockert werden und kleinere Veranstaltungen – zumindest theoretisch – bereits wieder möglich sind.
Das sehe ich als meinen persönlichen Vorteil und werde dies auf dem wahrscheinlich schwierigen Arbeitsmarkt für mich nutzen. Auch sehe ich mich dazu in der Lage, beispielsweise im Marketing und ähnlichen Bereichen tätig zu werden. Meine neu erworbenen Skills in Bezug auf Digitalisierung, Projektmanagement und Flexibilität kommen mir dabei sicherlich zugute.
Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich die Krise schnell wieder beruhigt und ich den Weg für meine Zukunft festlegen darf.