Die Pro-Messe-Seite hat immer das Mantra „es geht nichts über den persönlichen Kontakt“ vor sich hergetragen, was meiner Meinung nach auch richtig ist. Auf jede Kirmes muss man aber nicht. Bedingt durch Corona wird der Veranstaltungskalender wahrscheinlich sowieso zusammenschrumpfen.
In der Corona-Krise geht das aber mit dem persönlichen Kontakt entweder gar nicht oder irgendwie anders. Die Krise ist gerade für alle, die im Veranstaltungsbereich sind, sehr schlimm. Es werden langfristig sicherlich nicht alle Messen und Veranstaltungen überleben. Dabei ist die Corona-Krise nur auf kurzfristige Sicht Ursache. An dem langen Siechen der CEBIT hat man gesehen, dass es auch Marktgründe für das Ende von Veranstaltung gibt. Corona beschleunigt das. Wenn es einen Grund für eine bestimmte Veranstaltung gibt und Firmen, die dafür bezahlen, wird es diese Veranstaltung weiterhin geben. Es müssen aber digitale/hybride Formate her, die Kundenwünsche befriedigen UND ein funktionierendes Geschäftsmodell haben.
Für die, die es schaffen, wird die Corona-Krise dann das Beste sein, was Ihnen widerfahren ist.
Warum?
Zum ersten Punkt: Jeder, der sich nicht um 5 Uhr morgen in den Zug setzen will, keine Reisegenehmigung oder Angst vor ansteckenden Krankheiten hat, kann trotzdem an einer Messe oder Veranstaltung teilnehmen – und zwar digital! Es wird aktuell noch an den richtigen Formaten gebastelt, aber das wird lösbar sein.
Bei einer Preview des Bundesverbandes für Digitalwirtschaft haben wir uns angeschaut, wie die https://dmexco.com digital stattfinden soll. Es sollte irgendetwas zwischen WhatsApp, LinkedIN und Netflix werden. Diese digitale Veranstaltung war dann am Ende nicht perfekt, aber wer nach Formaten der Zukunft schaut, bekommt hier eine gute Orientierung. (https://t3n.de/news/marketing-abstand-diese-themen-1324352/)
Viel schwieriger wird es, ein geeignetes Monetarisierungsmodell zu finden. Die Deutsche Messe hat aktuell eine Umfrage gestartet und nach der Zahlungsbereitschaft für digitale und hybride Veranstaltungsmodelle gefragt. Die war bei mir persönlich erschreckend niedrig.
Ein Negativ-Beispiel für fehlende digitale Geschäftsmodelle ist die deutsche Verlags- und Zeitungslandschaft, die sich von einem Dukatenesel zu einem Sparschwein verzwergt hat, weil sie zu lange schlicht nur Papier und kein digitales Geschäftsmodell zur Verfügung hatten.
Zu Punkt zwei: Vor sehr langer Zeit hat ein mein damaliger Chef sehr kurzfristig einen Kollegen damals noch auf die Messe CEBIT zum Gucken gesandt: Einfach mal schauen, was da so läuft. So etwas wird es in näherer Zukunft überhaupt nicht mehr geben.
Man stellte bislang auf jeder (Präsenz-)Messe fest, wie schlecht sich zahlreiche Firmen auf Veranstaltungen vorbereiten. Keine Inhalte, falsches Personal: Die Liste ist lang. Die Digitalisierung bewirkt, dass ich lange Dienstreisen, womöglich interkontinental nur dann antrete, wenn es wirklich, wirklich wichtig ist.
Wenn Sie als Aussteller den Messeauftritt vergeigen, werden Sie bei vielen Besuchern keine zweite Chance bekommen.
Im besten Fall wird vor Messeauftritten darüber nachgedacht, was man – potenziellen – Kunden eigentlich vermitteln will. Durch die digitalen Formate braucht man vermutlich den Kunden vor Ort weniger technische Inhalte erläutern. Wenn die Fahrt zu einer Messe oder Veranstaltung eine große Investition ist, werden die Kunden sich vorab sich besser informieren. Auch hier braucht es dann die hybriden Formate.
Es geht dann im persönlichen Kontakt um das allerwichtigste, was Marketing kann: Vertrauen schaffen!
Auch die Messen MEDICA und COMPAMED, die weltführenden Informations- und Kommunikationsplattformen für die Medizintechnik-Branche, werden in diesem Jahr komplett im virtuellen Format und ab 2021 als hybride Formate stattfinden.