07.06.2017

Mikrotechnikbranche steht nicht bedingungslos hinter der deutschen Automobilindustrie


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07.06.2017
Die Mikrotechnikbranche hat als Zulieferindustrie ein großes Interesse an einer starken Automobilindustrie. Vertreter dieser Zulieferunternehmen, vertreten im IVAM Executive Panel, meinen aber, die Interessen der deutschen Automobilindustrie sollten nicht unter jeder Bedingung geschützt werden: So sollten im Interesse der Industrie und der Wirtschaft keine Konzessionen an den Klimaschutz gemacht werden, Betrugsversuche wie Abgasmanipulationen dürften nicht toleriert werden und es müsse intensiver an alternativen Antriebstechnologien gearbeitet werden.


Anlass für die Befragung des IVAM Executive Panel – einer Gruppe ausgewählter Führungskräfte aus der Mikrotechnikbranche – im Mai 2017 waren die Diesel-Abgasmanipulationen bei VW und anderen Herstellern, mit denen die Überschreitung der gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte vertuscht werden sollte. Die Automobilindustrie ist einer der stärksten Wirtschaftszweige in Deutschland. Siebzig Prozent der Wertschöpfung entfallen auf Zulieferer, zu denen auch die Mikrotechnikbranche gehört. Angela Merkel erklärte im März vor dem Untersuchungsausschuss zum VW-Dieselskandal, dass es für Umweltauflagen an die Automobilindustrie Grenzen geben müsse, damit die Branche nicht überfordert und geschwächt werde. Dem stimmt nur gut ein Drittel der Vertreter der Mikrotechnikbranche vorbehaltslos zu. Fast sechzig Prozent meinen, dass der Klimaschutz Vorrang vor den Interessen der Industrie haben muss.

Unabhängig von der Umweltpolitik oder der strittigen Frage, ob es erforderlich ist, das Klima zu schützen, fordert die Mikrotechnikbranche, dass es mit der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien schneller vorangeht. Die deutsche Automobilindustrie hätte für die Entwicklung umweltschonender Antriebe schon mehr tun müssen. Auch wenn es nicht eindeutig erwiesen sei, dass Abgasemissionen das Klima beeinflussen, sei es notwendig, saubere Alternativen zum Verbrennungsmotor zu entwickeln. Umweltvorgaben seien hilfreich, denn sie schaffen den nötigen Innovationsdruck.


Stärkere Bemühungen um alternative Antriebstechnologien sind schon allein im Hinblick auf den globalen Wettbewerb notwendig. Es herrscht Wettbewerbsdruck mit Firmen wie Tesla und Herstellern in China, die bei der Entwicklung von Elektromotoren schon weiter sind. Wenn der Gesetzgeber weiterhin Rücksicht auf die Interessen der Industrie nimmt, deren Festhalten am Verbrennungsmotor und die Tricks zur Umgehung von Auflagen toleriert, droht die Branche den Anschluss an den internationalen Wettbewerb zu verlieren.

Dem globalen Wettbewerbsdruck müssen die deutschen Hersteller ebenso nachgeben wie den Wünschen umweltbewusster Verbraucher. Eine Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben besteht, sie sind aber auch teurer, deshalb sind momentan noch Kompromisse zwischen Wünschen und Wirtschaftlichkeit nötig.

Um eine alltagstaugliche Lösung, die sowohl umweltfreundlich als auch wirtschaftlich ist, zu entwickeln, muss nach Ansicht der Mikrotechnologen noch einige Arbeit geleistet werden. Es gibt technische Herausforderungen, an denen gearbeitet werden muss, wie etwa Batterien mit größerer Reichweite. Auch die Entsorgung der Batterien und eine flächendeckende Versorgung mit ausreichend Strom und Ladestationen sind im Moment noch problematisch.
 
Die Mikrotechnikbranche möchte an der Entwicklung geeigneter technischer Lösungen mitarbeiten. Die Antriebstechnik ist momentan und in naher Zukunft das führende Einsatzfeld für Mikrotechnologien im Automobilbau. Mehr als 40 Prozent der Zulieferer aus der Mikrotechnikbranche beschäftigen sich mit Antriebstechnik, wie die Branchenbefragung des IVAM Fachverband für Mikrotechnik im Frühjahr 2017 ergab. Dieser Datenerhebung und Angaben des VDA zufolge ist Elektromobilität neben der Digitalisierung der wichtigste Treiber für Innovationen im Automobilbau.

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